Qualitätsmerkmale von HiFi Komponenten

Die Bedeutung der Wattzahl

Ist lauter im Bereich HiFi automatisch auch besser?

Die Wattzahl beschreibt die elektrische Leistung, die das System liefern kann. Die dadurch bereitgestellte Leistung muss dann von den Lautsprecher in den Klang umgewandelt werden.

Wie aber wirkt sich diese Zahl genau auf den Sound der Anlage aus?

Anders als bei anderen elektronischen Geräten ist die Wattzahl nicht ausschlaggebend für die Qualität der Anlage. So kann man beispielsweise hochpreisige Geräte mit nur 50 Watt finden, während 200-Watt-Geräte deutlich billiger erworben werden können.

Das liegt daran, dass die Wattzahl lediglich die maximale Leistung angibt, mit der ein Lautsprecher umgehen kann, ohne Schaden zu nehmen (also seine Belastbarkeit).

Dabei gibt es drei verschiedene Belastbarkeitswerte, die durch ein standardisiertes Verfahren ermittelt werden:

  • Nominalbelastbarkeit (Belastung für 100 Stunden)
  • Dauerbelastbarkeit (Belastung für eine Minute, zehn Wiederholungen)
  • Impulsbelastbarkeit (Belastung für eine Sekund, 60 Wiederholungen)

Diese Belastbarkeit liefert also noch keinen Anhaltspunkt für die tatsächliche Lautstärke der Stereoanlage.

Außerdem ist die genaue Abstimmung von Verstärker und Lautsprecher aufeinander hierfür entscheidend. So müssen die Lautsprecher stets so ausgewählt werden, dass sie die maximale Leistung des Verstärkers auch aushalten können.

Man kann also nicht davon ausgehen, dass eine höhere Wattzahl auch eine höhere Lautstärke impliziert. Zwar kann bei einer höheren Zahl eine größere Belastung der Lautsprecher durch den Verstärker ausgeübt werden, dies hat aber nicht automatisch eine lautere oder gar bessere Klangwiedergabe zur Folge. Denn Lautstärke wird in Dezibel gemessen. Mitentscheidend für den endgütligen Output der Anlage bzw. dein Hörerlebnis ist schließeloich der Wirkungsgrad der Lautsprecher. Dieser wird berechnet, indem man die Dezibelanzahl, die Wattzahl und deinen Abstand zu den Boxen miteinander verrechnet. Dadurch ergibt sich bei der Verdoppelung der Wattzahl stets nur eine Erhöhung um drei Dezibel. Folglich hat die Wattzahl zwar einen Einfluss auf die Lautstärke der Stereonanlage in Dezibel, dieser ist aber dermaßen gering, dass du ihn bei deiner Kaufentscheidung getrost außer Acht lassen kannst. Noch dazu dürftest du deine Musik wohl kaum stets bei voller Lautstärke hören, weshalb der genauen Wattzahl eine noch geringere Bedeutung zukommt.


Wichtige Faktoren für die Klangqualität

Wenn also die Wattzahl die Klangqualität nicht beeinflusst, welche Faktoren spielen dann eine Rolle?

1. Die Tonquelle:

Primär ist natürlich die Klangqualität der Aufnahme von Bedeutung, die die Anlage überhaupt erst speist. Dabei kommt es zunächst auf die genaue Qualität an, mit der die Musik im Studio aufgenommen, gemischt und schließlich gemastert wurde. Als bekanntes Negativbeispiel einer verpfuschten Aufnahme gilt das Album „Californication“ der Red Hot Chili Peppers, ein Opfer des sogenannten „Loudness War“. Dieser drehte sich um die immer weiter steigende Lautstärke der finalen Mischung von Alben, wofür die dynamische Spanne der Musik verloren ging. Das Album dreht also die Lautstärke stets voll auf Anschlag, ohne auch ruhigeren Momenten oder Übergangen zwischen laut und leise Platz einzuräumen.

2. Der Datenträger

Auch die Art des Tonträgers spielt eine wichtige Rolle. In den letzten Jahren hat die Vinyl-Schallplatte ein Comeback erfahren, nicht zuletzt, weil Musikliebhaber auf die überlegene Klangqualität gegenüber CD oder MP3 schwören. Dabei sind sie aber einem Mythos aufgesessen. Der gestiegene technische Fortschritt ermöglicht es Datenträgern wie CD oder MP3, deutlich mehr Klanginformationen der Musik abzuspeichern und so auch wiederzugeben. Dies macht die CD bzw. sämtliche digitalen Formate wie MP3 zu klangtechnisch überlegenen Alternativen des Vinyl. Der Irrtum der Schallplattensammler lässt sich wohl dadurch erklären, dass Vinyl traditionell wärmer klingt und das leichte Knistern bei der Wiedergabe Nostalgiegefühle hervorruft und Gemütlichkeit suggeriert.

Noch weniger Informationsverluste garantieren die Formate WAV und FLAC. So rühmt sich FLAC allein schon namentlich, keinerlei Einbußen hinsichtlich der Audioinformationen erleiden zu müssen (FLAC = Free Lossless Audio), weshalb es besonders für die Musikarchivierung beliebt und nicht nur für die tatsächliche Wiedergabe.

Man geht grundsätzlich aber davon aus, dass etwa 99,9% aller Menschen keinen Unterschied zwischen dem FLAC-Format und einem MP3 von 320kbps (das heißt der bestmöglichen MP3-Qualität) hören können.

3. Die Qualität des Verstärkers

Als Quelle, welche die Lautsprecher speist, ist auch der Verstärker von Bedeutung. Da die verschiedenen Arten der Verstärker bereits in einem anderen Teil dieser Serie ausführlich erläutert wurden, soll an dieser Stelle nicht genauer auf sie eingegangen werden.

4. Die Qualität der Lautsprecher

Letztendlich sind die Lautsprecher dafür verantwortlich, den Klang bzw. die Musik überhaupt erst im Raum zu verbreiten und so hörbar zu machen. Dementsprechend ist also auch ihre Qualität ausschlaggebend für ein exzellentes Klangerlebnis. Neben der bloßen Qualität der Lautsprecher ist auch ihre Anzahl wichtig. So bestehen hier Unterschiede zwischen Musik- und Filmlautsprechern. Während du für Musik mit einem Stereosound meist gut beraten bist, bietet sich bei Filmen eher ein Surroundsound an, mit fünf oder gar sieben Lautsprechern. Neben diesen Umständen, bei denen es sich eher um eine Präferenzfrage handelt, bestehen allerdings auch reine Qualitätsfaktoren.

Die Verarbeitung der Lautsprecher hat großen Einfluss auf den letztendlichen Klang. So solltest du beispielsweise keine Boxen mit Kunststoffgehäuse wählen, da dieses Material eine große Eigenreflexion hat und das Klangbild so subjektiv werden lässt. Holz, Aluminium oder Faserplatten kannst du aber bedenkenlos verwenden.

Weitere Faktoren sind die Form des Gehäuses und das Material des Chassis (also die Schwingeinheit aus Magnet, Spule und Membran).

Letztendlich verfolgt der perfekte Lautsprecher das Ziel, sämtliche Frequenzbereiche gleichmäßig wiederzugeben. Während mittlere und hohe Frequenzen vom menschlichen Gehör leicht wahrgenommen werden können, sind tieffrequente sowie sehr hochfrequente Töne kaum hörbar. Um eine bessere Frequenzbalance erreichen zu können, sind dir Lautsprecher mit zwei Chassis zu empfehlen. Diese verfügen damit über einen Hoch- und einen Tieftöner und geben ein ausgeglicheneres Klangbild ab.

Auch der sogenannte Frequenzgang spielt eine Rolle. Er gibt an, ob die Frequenzbereiche gleich laut wiedergegeben werden und inwiefern sie vom Optimum abweichen. Da diese Werte nicht von den Herstellern selbst preisgegeben werden, solltest du Testberichte zu Rate ziehen.

5. Die richtige Aufstellung

Auch die exakte Aufstellung deiner Stereonanlage bzw. die Raumakustik ist für den Klang äußerst wichtig. Unter keinen Umständen solltest du die Anlage bzw. die Lautsprecher in einem Regal platzieren, die Eigenresonanz jeglicher Materialien verfälscht das optimalerweise neutrale Klangbild. Lautsprecher müssen frei stehen und sollten einen Mindestabstand von einem Meter zur Wand einhalten. Insbesondere für den Bassklang ist der Wandabstand bedeutsam. Hier gilt die Faustregel: Je größer der Abstand zur Wand, desto lauter der Bass.

Hifi-Klangqualität – Unser Fazit

Zwar ist die Klangqualität von HiFi-Anlagen durchaus eine messbare Wissenschaft, das perfekte und universell gültige Klangbild bzw. Setup konnte bisher aber noch nicht ermittelt werden. Letztendlich ist es ohnehin einerseits eine Geschmacksfrage und andererseits von individuellen Umständen abhängig, wie beispielsweise der Beschaffenheit deines Musikraums oder sogar deinem Alter, da man mit dem Älterwerden bestimmte Grenzfrequenzen immer schlechter wahrnimmt. Als Rat kann dir somit Folgendes gegeben werden: Bei der Zusammenstellung deiner Anlage sind diese Faktoren besonders wichtig: Raumakustik und Aufstellung, Qualität der Lautsprecher, Qualität und Art des Verstärkers, Mischung/Mastering der Musik sowie die Art des Datenträgers. Weniger wichtig sind die Wattzahl, Qualität der Verbindungskabel und des Abspielgeräts.

Um die für dich am besten geeignete Wahl zu treffen, hilft nur, die Komponenten Probe zu hören, und zwar mit verschiedensten Arten von Musik. Außerdem solltest du dir bewusst sein, dass eine Stereoanlage im Laden aufgrund der Unterschiede in der Raumakustik völlig anders klingen wird als bei dir zuhause.